Seelensachen

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4. Dezember – von der Schönheit

4. Dezember 2011 von Seelensachen Leave a Comment

Vor langer, langer Zeit gab es noch kaum Rosen, denn sie waren aufgrund ihrer stechenden Dornen nicht gerade beliebt. Deshalb kümmerten sich die Menschen auch nicht um sie, sondern ließen sie eingehen. Zu dieser Zeit in einem großen Garten vor einem Königsschloss pflanzte ein alter Gärtner heimlich eine Rose an. Er wartete sehnsüchtig auf den Tag, an dem sie zu blühen begann. Und der Tag kam: die Rose öffnete ihre Knospen. Die anderen Blumen im Garten tuschelten über sie und lachten sie aus. Ein Vergissmeinnicht sagte laut: “Schaut euch doch mal die hässlichen Dornen an!”  Die Rose guckte traurig an sich herunter und senkte den Kopf. Jetzt lachten ihre Artgenossen noch mehr. Sie sagten: “Du bist ein Schandfleck für unseren schönen Königsgarten. Mit uns kannst du es doch gar nicht aufnehmen.” Eitel streckten sie ihre Hälse noch höher. Eine hübsche weiße Lilie warf dazwischen: “Wenn der hartherzige König dich sieht, lebst du nicht mehr lange.” Danach verschloss sich die Rose immer mehr. Sie wagte nicht mehr zu blühen aus lauter Angst. Der Gärtner kam, um seine Rose zu bewundern, doch er erschrak, als er sie sah. Er fragte sie leise: “Was ist los mit dir? Warum lässt du dich so hängen?” Die Rose wagte sich bei der freundlichen Stimme ein bisschen heraus. Sie zitterte: “Ich habe Angst. Die Nachbarblumen meinen, der König ist böse und wird mich nicht mögen.” Der Gärtner seufzte: “Es stimmt, das der König hartherzig und gefühllos ist. Doch ich kann mir nicht vorstellen, dass er so was Schönes wie dich kaputtmachen will.” Dann flüsterte er noch leiser: “Du bist die schönste Blume in diesem Garten. Die Anderen platzen vor Neid, deswegen spotten sie über dich.” Das munterte die Rose auf. Der Gärtner sorgte sich liebevoll um sie, und so fing sie wieder an zu blühen. Die Blumen waren empört. “Du eitle Hässlichkeit verunstaltest alles. Was bildest du dir eigentlich ein?” Die Rose fühlte sich von diesen Worten immer noch verletzt, doch sie vergaß ihren Kummer, sobald der nette Gärtner kam, um nach ihr zu sehen. Ihn wollte sie auf gar keinen Fall enttäuschen. Eines Tages kam der König vorbei, um sich seinen Garten anzusehen. Die Rose fragte sich, was er wohl sagen würde und ob er wohl schimpfen würde. Als er sie entdeckte, blieb er wie angewurzelt stehen.  Dann rief er den Gärtner. Als dieser den König vor seiner geliebten Rose stehen sah, wurde es ihm schwer ums Herz. Der König, der noch sehr jung war, zeigte auf die Rose und fragte grimmig: “Was ist das?” Der Gärtner schaute zärtlich seine Lieblingsblume an und entgegnete: “Eine Rose. Gefällt Sie Ihnen, Majestät?”  Der junge König schaute ihn böse an. “Habe ich dir befohlen, so etwas zu pflanzen?” “Nein”, erwiderte der Gärtner kläglich. “Vernichte sie!” befahl der König und ging hohen Hauptes zurück in sein Schlossgemach. Die anderen Blumen lachten schadenfroh, doch dem Gärtner standen Tränen in den Augen. Er sagte zur Rose: “Du hast es gehört.” Die Rose erwiderte leise: “Ja, du musst es tun. Die anderen Blumen hatten wohl recht. Ich bin hässlich.” Der Gärtner meinte daraufhin: “Du bist nicht hässlich, du bist zu schön. Das kann “seine Majestät” wahrscheinlich nicht ertragen.” Er ging fort und kam eine Weile später mit einer Gartenschere zurück. Die Rose sagte zum Gärtner: “Ich danke dir, was du für mich getan hast.” Der Gärtner schluchzte: “Ich bring’s nicht über mein Herz, dich zu töten. Er steckte die Schere ein und ging. Die anderen Blumen tuschelten: “Er übt den Befehl des Königs nicht aus. Das kann schlimme Folgen haben.”  In dieser Nacht schlich sich der König in den Garten und blieb vor der Rose stehen. Er flüsterte ihr zu: “Röslein, liebes, bist du wach?” Die Rose schaute verwundert auf. War das wirklich der hartherzige König, der befohlen hatte, sie zu töten? Er war es, aber seine Stimme klang freundlicher und sanfter. Der König sprach weiter: “Es tut mir leid, was ich heute gesagt habe. In Wirklichkeit bist du die schönste Blume, die ich je gesehen habe. Deine Dornen haben mich etwas abgeschreckt. Ich hoffe, du bist mir nicht böse. Ich glaube, du bist etwas ganz Besonderes. Was wünschst du dir, damit ich mich entschuldigen kann? Ich möchte dir deinen Wunsch erfüllen.” Die Rose dachte nach. Sie wünschte sich Einiges. Sie wünschte sich, bewundert zu werden, und zwar auch von den anwesenden Blumen. Sie wünschte sich andere Rosen als Freunde, und sie wünschte, stolz auf sich sein zu können. Sie schaute sich den jungen, gutaussehenden König an und dachte an seine Hartherzigkeit. Sie sagte: “Ich wünsche mir, dass du wieder lieben kannst.” Der König war erstaunt und bedankte sich: “Wenn du dir das wünschst, so hoffe ich, dass es in Erfüllung geht.” Die Rose wurde wieder fröhlich und blühte auf in ihrer Schönheit. Der Gärtner freute sich, und als er hörte, dass auch der König die Rose bewunderte, war er erleichtert. Als die Nachbarblumen davon erfuhren, entschuldigten sie sich bei der Rose und ernannten sie zur “edlen Schönheit”. Der König kam jetzt jeden Tag in seinen Garten und sprach mit allen Blumen. Er war viel freundlicher als früher, doch so richtig glücklich wirkte er nicht. Er erzählte der Rose: “Du hast daran geglaubt, dass ich wieder lieben kann. Ich habe mich tatsächlich in eine Prinzessin verliebt, doch ich weiß nicht, wie ich es ihr zeigen kann.” Die Rose hatte die Antwort schon parat, doch sie fragte ihn: “Wodurch hast du die ersten Gefühle gespürt, wodurch bist du auf den Weg der Liebe gekommen?” “Durch dich”, sagte der König sofort und bat: “Darf ich?” Die Rose nickte. Er durfte sie pflücken und seiner geliebten Prinzessin zum Geschenk machen. Das war das schönste Glück, was der Rose widerfahren konnte. Sie war sehr stolz auf sich. Als die Prinzessin die rote Rose und in die Augen des Königs sah, verstand sie es sofort. Der König hielt um ihre Hand an, und sie antworte mit strahlenden Augen mit “Ja”. Die Rose kam in eine wunderschöne Vase und erlebte auch noch die Hochzeit der beiden Verliebten im Königsschloss. Als sie verwelkte, trocknete der König sie und hing sie zur Erinnerung in einem Bild auf. In seinem Garten wuchsen von Jahr zu Jahr mehr Rosen, und es wurden so viele, dass das Schloss das Rosenschloss genannt wurde. Der König erklärte die rote Rose zum Symbol der Liebe. Und das ist so geblieben bis heute.


Andrea Nickels |
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Comments

  1. Petra says

    6. Dezember 2011 at 16:22

    Liebe Nora, auch dir und deiner Familie eine wundervoll, besinnliche Adventszeit … glg Petra

    Antworten
  2. shabby schweiz says

    5. Dezember 2011 at 08:49

    Liebe Nora
    Dein neues Header sieht super aus – gefällt mir!!!
    Und die Geschichte… ich liebe sie – wunderschön.
    Hab eine wunderschöne Woche
    Gglg Marianne

    Antworten
  3. Amalie loves Denmark says

    5. Dezember 2011 at 07:54

    Liebe Nora,

    Dein Header gefällt mir richtig gut. Ich finde auch das Greengate Geschirr so schön und bei Dir passt es richtig gut rein. Sehr geschmackvoll!

    Alles Liebe

    Amalie

    Antworten
  4. Erdmute says

    5. Dezember 2011 at 00:17

    Ich liebe Deinen Blog und deshalb habe ich Dich getaggt. Daher würde ich mich auch sehr freuen, wenn Du mitmachst 😉

    >> https://erdmute.blogspot.com/2011/12/hallo-ihr-lieben-die-liebe-nani-und-die.html

    Ganz liebe Grüße Erdmute ♥♥♥

    Antworten
  5. Villa Lotta says

    5. Dezember 2011 at 00:16

    Oh, ich mag deinen Header, der ist wunderschön!

    Antworten
  6. Blueberry says

    4. Dezember 2011 at 22:48

    Ooh, this is so beautiful!:)
    many hugs,
    Ira

    Antworten
  7. Nicolina says

    4. Dezember 2011 at 22:26

    Einfach schööööööön!

    LG Nicole

    Antworten
  8. colours-and-friends says

    4. Dezember 2011 at 20:55

    tolle Bilder

    Ich wünsche Dir einen schönen Abend

    Viele liebe Grüße
    Ilka

    Antworten
  9. Brombeerchen says

    4. Dezember 2011 at 20:48

    Liebe Nora,

    ich wünsche dir einen schönen
    2 ten AdventsAbend…
    Meinen hast du durch deine tollen
    Bilder und der netten Geschichte
    versüsst …

    Liebe Grüße
    Birgit

    Antworten
  10. Die Rabenfrau says

    4. Dezember 2011 at 20:04

    Du hast uns wieder einen Moment der Ruhe und des Genießens geschenkt, liebe Nora! Danke!
    Grüßle
    Ursel

    Antworten
  11. dornrös*chen living now says

    4. Dezember 2011 at 18:38

    wie herzensschön!vielen dank,liebes pünkt*chen 🙂
    ♥liche (dorn)rös*chengrüße an dich!

    Antworten
  12. Shabby Chic and more says

    4. Dezember 2011 at 17:58

    Das ist aber eine schöne Geschichte und die Bilder sind richtig toll geworden.

    Ich wünsche dir noch einen schönen 2. Advent.

    Liebe Grüße von Nicole

    Antworten
  13. Seraphina´s Phantasie says

    4. Dezember 2011 at 16:57

    Vielen Dank für diese wunderschöne Geschichte.
    Auch Dir und Deinen Lieben einen besinnlichen 2.Advent wünscht Synnöve

    Antworten
  14. Elisabeth Palzkill says

    4. Dezember 2011 at 16:46

    Liebe Nora,

    ergreifend.
    Einen schönen 2. Advent
    Elisabeth

    Antworten
  15. Sonne says

    4. Dezember 2011 at 16:09

    So eine schöne rührende Geschichte!

    Herzensgrüße, Sonja

    Antworten
  16. S:) says

    4. Dezember 2011 at 15:54

    LIEBEvolle Adventsgrüße <3

    Lichtgrüße S:)

    Antworten
  17. Teagarden says

    4. Dezember 2011 at 15:23

    Einen schönen 2. Advent!
    Liebe Grüße,
    Markus

    Antworten
  18. kt_dekofee says

    4. Dezember 2011 at 15:19

    Auch dir einen schönen und erholsamen Sonntag!

    Ganz liebe Grüße ♥
    Sonja

    Antworten

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